8. Februar 2024
Im Laufe des Jahres 2024 eröffnet das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden – leider nicht rechtzeitig zum Internistenkongress. Dennoch haben die Museumsleitung und die DGIM eine noch junge Tradition begründet: Der Kongresspräsident wählt „sein Kongressbild“ aus der Sammlung des Museums aus. Professor Andreas Neubauer hat sich für ein Gemälde der japanischen Künstlerin Tōkō Shinoda entschieden. „Das Bild habe ich ausgewählt, weil es von den zur Verfügung stehenden Kunstwerken am deutlichsten das Thema „Präzision“ repräsentiert, mit den exakt auf einzelne Quadrate heruntergebrochenen Untereinheiten, aus denen verschiedene Dinge erwachsen, und mich auch an den therapeutischen Eingriff erinnert, der für mich durch den von rechts oben kommenden dunkleren Teil repräsentiert wird“, erläutert Kongresspräsident Professor Andreas Neubauer seine Wahl.
Unseen Forms #15 von Tōkō Shinoda
Tōkō Shinoda widmete sich in ihrem künstlerischen Werk der japanischen Schriftkunst und feierte 1936 ihre erste Einzelausstellung in Japan. In den 1950er Jahren waren ihre Werke in zahlreichen Ausstellungen in den USA zu sehen, sodass ihr Erfolg sie dazu bewog, von 1956 bis 1958 in New York zu leben. Vor Ort lernte sie unter anderem die Künstler Jackson Pollock, Mark Rothko und Robert Motherwell kennen. Ein Austausch auf Augenhöhe entstand, der sie nach ihrer Rückkehr nach Japan darin bestärkte, sich von der traditionellen Kalligrafie zu lösen und stärker abstrakte und ausdrucksstarke Formsetzungen wie in Unseen Forms #15 zu verwenden (1964).
Sie arbeitet auf einem Grund aus quadratischem Blattsilber. Diese Technik hat sie aus der traditionellen japanischen Malerei übernommen. Jede einzelne Linie ist in einem Zug mit dem Tuschepinsel auf die Leinwand aufgetragen, wobei jegliche Farbüberlagerung und -abstufung von der Künstlerin zuvor kalkuliert wird. Fortan arbeitet sie gegen kalligrafische Konventionen und setzt freie, geometrische Striche mit großer Konzentration auf das Bild. Damit verbindet sie eigene, freie Formen mit der Kalligrafietypischen kontrollierten Formsetzung und den feinen Tonabstufungen der Tusche. Damit verlässt Shinoda die Welt der Schriftzeichen und entwickelt in ihrer konzentrierten Arbeitsweise eine individuelle, abstrakte Formensprache in freier Komposition.