Grußwort

Liebe Kolleginnen und Kollegen

es ist mir eine große Freude und Ehre, Sie im Namen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin zur 131. Jahrestagung nach Wiesbaden einzuladen.

Der Kongress 2025 steht unter dem Motto: „Resilienz – sich und andere stärken“.

Warum dieses Leitthema bei einer internistisch­wissenschaftlichen Tagung? Per Definition bezeichnet Resilienz die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Sie entsteht als Ergebnis eines dynamischen und lebenslang erfolgenden Prozesses der Anpassung eines Individuums an unterschiedliche Stressoren. Stressoren sind also der Auslöser dafür, dass Menschen Resilienz entwickeln. An Stressoren ist im Gesundheitswesen aber auch im alltäglichen Leben gegenwärtig gewiss kein Mangel. Die in der Krankenversorgung tätigen Menschen treffen derzeit auf gewaltige Herausforderungen. Genannt seien hier nur Strukturreformen im stationären wie im ambulanten Sektor, Finanzierungsdefizite und der Fachkräftemangel. Diese Herausforderungen stehen aber nicht für sich alleine, sondern sind im Kontext mit globalen Krisen und Veränderungen zu sehen, die ebenfalls die Gesundheitsversorgung beeinflussen und als Stressoren wirken. Das haben uns die Corona-Pandemie, die spürbaren Auswirkungen der globalen Erderwärmung, und nicht zuletzt die kriegerischen Handlungen in unserem unmittelbaren mitteleuropäischen Umfeld sowie in Nahost gezeigt.

Diese Einflussfaktoren setzen also den Rahmen, innerhalb dessen Patientinnen und Patienten wie auch Behandelnde ihre individuelle Widerstandskraft entwickeln und einsetzen müssen. Die Frage ist: Was können wir als Behandelnde und als Führungskräfte im Gesundheitswesen tun, um in diesen herausfordernden Zeiten über das rein Medizinische hinaus die uns anvertrauten Patientinnen und Patienten qualitativ hochwertig zu behandeln?

Wie können wir dabei selbst gesund und befähigt bleiben, um in diesem Umfeld zu bestehen? Was stärkt unsere eigene Resilienz, und wie können wir diese an Mitarbeitende, aber auch an Patientinnen und Patienten weitergeben? All diesen Überlegungen wird sich der 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin mit seinem Schwerpunktthema widmen.

Zum Themenkomplex „Resilienz und Medizin“ gehört aber nicht nur der individuelle Umgang mit Stressoren, sondern auch die Frage, wie wir uns unter medizinischwissenschaftlichen Gesichtspunkten dem Thema Resilienzentwicklung nähern können. In den verschiedenen internistischen Schwerpunkten gilt es fachspezifische Antworten zu finden. Am Beispiel des Stressors „Klimaveränderung“ lässt sich diese Herausforderung beispielhaft verdeutlichen: Höhere Umgebungstemperaturen führen zu mehr Nierenversagen durch Flüssigkeitsmangel in vulnerablen Bevölkerungsanteilen, insbesondere bei älteren Menschen. Auch Herzkreislaufversagen und hypotone Episoden durch nicht angepasste Medikation werden während Hitzeperioden vermehrt beobachtet. Hier ist es die Verantwortung von Internistinnen und Internisten, Strategien zur Prävention und rechtzeitigen Anpassung zu entwickeln.

Um das Thema Resilienz auch unter globalen Gesichtspunkten zu beleuchten, haben wir die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) als Partner beim Internistenkongress gewinnen können. Das freut uns außerordentlich, denn „Ärzte ohne Grenzen“ stellt immer wieder unter Beweis, wie sie Menschen unter schwierigsten Rahmenbedingungen unmittelbar Hilfe zuteil werden lassen.

Mit dem Schwerpunktthema des Internistenkongresses 2025 ist auch der Wunsch verbunden, zu Ihrer ganz persönlichen Resilienz beizutragen – und damit Ihre Fähigkeit zu stärken, dies an Ihre Mitarbeitenden, Patientinnen und Patienten weitergeben zu können. In diesem Sinne freue ich mich auf einen regen Austausch in Wiesbaden!

Herzlichst, Ihr
Prof. Dr. med. Jan Galle