GRUßWORT

Der 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) steht unter dem Motto:

Präzisionsmedizin – Wünsche und Wirklichkeiten

Präzisionsmedizin, das ist etwas, was wir alle wollen. Auf jede Patientin, auf jeden Patienten so reagieren, antworten, sie oder ihn so therapieren, wie es die Erkrankung dieser Patientin oder dieses Patienten wirklich benötigt. Mit dem Wort „Präzisionsmedizin“ verbindet sich natürlich, dass wir einen molekularen Trigger haben, an dem wir die Therapie ausrichten. Ein Beispiel aus der Onkologie: Wenn Sie bei einem Patienten mit einer linksverschobenen neutrophilen Leukozytose das Vorliegen einer BCR::ABL-Gentrans-lokation nachweisen, liegt eine BCR::ABL-positive chronische myeloische Leukämie vor, die mit einem genau dafür entwickelten Tyrosinkina-seinhibitor behandelt wird, womit eine fast normale Lebenserwartung des Patienten für eine vormals immer tödliche Erkrankung erreicht wird. Es gibt viele weitere Beispiele aus der Inneren Medizin, vor allem aus der Hämatologie und Onkologie, die diesem Beispiel zu folgen scheinen. Daher haben sich an spezialisierten Kliniken molekulare Tumorboards gebildet, die für einige Krankheiten als Standard angesehen werden. 

Die molekular getriggerte medikamentöse Therapie hat also Einzug in therapeutische Entscheidungen unserer Patientinnen und Patienten gehalten, aber die Frage darf gestellt werden, ob diese Erkenntnisse über die bisher bekannten klinisch relevanten Daten hinaus gehen. Hat die Vervielfältigung molekularer Zielmoleküle bisher übliche randomisierte Therapiestudien obsolet werden lassen? Oft ist auch die Entscheidung für oder gegen Therapie durch internistische Komorbidität gekennzeichnet.

Es geht also um die Frage, was ist wirklich dran an der Präsizionsmedizin, ist es mehr Wunsch oder bereits Wirklichkeit? Das wollen wir 2024 miteinander diskutieren. 

Wir haben auch andere, ebenso wichtige Themen. Krisen begleiten die Medizin; Fachkräftemangel, Long-COVID, allem voran steht aber die Diskussion, wie die Klimaänderung unsere Patienten und deren Erkrankungen, und somit auch uns, herausfordert; möglicherweise sehen wir auch Krankheitsänderungen, die auf Klimaänderung direkt zurückgeführt werden können. So wurde kürzlich gezeigt, dass Onkogene Mutationen in dem Gen, welches für den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) kodiert, auch in normalem Lungenepithel vorkommen können, und dass in der Atemluft vorhandener Feinstaub eine Interleukin-1ß vermittelte Proliferation dieser „Vorläufertumor“-Zellen begünstigt. 

Auch wollen wir uns mit Fehlern in der Inneren Medizin auseinander-setzen; hierbei können wir  von anderen Organisationen lernen. Das Bemühen um die Vermeidung von Fehlern schließt eine positive Fehlerkultur in unseren Organisationsstrukturen ein.

Und schließlich wollen wir alle, dass die Innere Medizin in der Zukunft noch besser, spezifischer, genauer, ja eben präziser, wird. Das hat etwas mit Forschung in der Inneren Medizin zu tun. Auch hier geht es um Strukturveränderungen wie z.B. durch sogenannte „Clinician Scientist“ Stellen. 

Dies alles sind Themen, die hoffentlich auf eine breite Resonanz stoßen. Ich freue mich auf den DGIM Kongress 2024 mit Ihnen!